Karate

Karate

Grundordnung

Das Dojo und seine Etikette

Der Raum, in dem das Karate-Training stattfindet, nennt sich DOJO, das ist das japanische Wort für den Übungsraum des Karate. Es gehört sich, beim Betreten des Dojos sich am Eingang zu verneigen. Hängt ein Bild einer hochgestellten Persönlichkeit des Karate, das Emblem des Vereins oder ein Bild des Vereinsgründers an der Frontseite (die Shomen) des Dojos, so verneigt man sich in deren Richtung, ansonsten verneigt man sich in den Raum hinein. Ebenso verneigt man sich beim Verlassen des Dojos. Diese Zeremonie soll die Achtung vor dem zur Verfügung gestellten Raum zeigen, weshalb man vor dem Betreten des Dojos auch vollständig bekleidet sein sollte. Es gilt als sehr unhöflich, sich beispielsweise den Gürtel, genannt Obi, erst im Dojo umzubinden. Die folgenden, zum Teil sehr traditionellen Abläufe, können von Trainer zu Trainer etwas verschieden sein. Ich beziehe mich bei den folgenden Ausführungen auf die Art und Weise wie sie unsere beiden Sensei Sven und Dirk praktizieren.
Sensei ist das japanische Wort für Lehrer.

Der Angruß

Vor dem Beginn jedes Trainings erfolgt der Angruß. Er hat den Sinn, die Konzentration zu fördern, angestaute Agressionen abzubauen, um den Respekt des Trainigspartners zu wahren und ihn nicht zu verletzen, aber auch um die Sorgen und Lasten des Alltags abzulegen. Dazu stellt sich die Gruppe gegenüber dem Sensei, von ihm aus gesehen nach Gürtelgraden aufsteigend von links nach rechts auf; oder einfacher gesagt, links vom Sensei aus gesehen steht der am höchsten graduierte Karateka. Die Karatekas stehen, die Beine und Füße geschlossen, die Arme anliegend und den Blick nach vorngerichtet und warten. Auf das Komando des Sensei „Sei-za”, gehen alle – nach dem Sensei – der Reihenfolge nach (wie Dominosteine) erst in die Hocke, dann in den sogenannten Sei-za (Sei-za-Sitz). Das geht folgendermaßen: Man kniet und sitzt dabei auf den Fersen, der Fußspann zeigt zum Boden, die Beine sind geschlossen. Die Hände liegen auf den Oberschenkeln, der Rücken ist gerade und der Blick weiterhin nach vorn gerichtet. Auf das Komando „Mokuso”,(sprich mok’so) – es bedeutet Stille, Meditation – schließen alle die Augen und konzentrieren sich auf das kommende Training. Sehr traditionell wäre es noch, die linke Hand in die Rechte zu legen. Auf „Mokuso yame” (yame bedeutet beenden, halt, stop), öffnen alle die Augen. Der ranghöchste Schüler, sagt laut und kräftig „Shomen ni Rei” und alle verbeugen sich in Richtung der Shomen. Ni Rei ist ein gerichteter Gruß und die Shomen soll Kraft und Konzentration für das kommende Training geben. Dann folgt, vom selben Karateka, „Sensei ni Rei”, worauf sich alle nach vorn verbeugen. Dies ist eine Respektsbezeugung gegenüber dem Sensei. Als Letztes folgt „Otagai ni Rei”, alle verbeugen sich noch einmal nach vorn und sagen leise „Ozzu” (sprich Oss’). Ozzu hat mehrere Bedeutungen. Zum Einen ist es ebenfalls eine Art Gruß, zum Anderen aber auch die Zustimmung etwas verstanden zu haben, Durchhaltevermögen zu zeigen, stark zu sein und den Gegner zu respektieren. Das hier gesprochene Ozzu bedeutet die Bereitschaft der Karateka, miteinander sowie voneinander zu lernen und Respekt voreinander zu haben. Auf das Komando „Kiritzu” (sprich kiriz’) stehen alle in der gleichen Reihenfolge wie zuvor beim Hinsetzen wieder auf, verneigen sich noch einmal nach vorn und sagen erneut „Ozzu”. Falls sich keine Shomen im Raum befindet, fällt der erste Gruß weg. So, nun kann das Training endlich beginnen.

Der Abgruß

Der Abgruß, nach Beendigung eines Trainigs, erfolgt in der gleichen Weise wie der Angruß. Die Phase des Mokuso ist jedoch etwas länger, damit die Karatekas Zeit haben, das Gelernte im Geiste noch einmal nach zu vollziehen.

Zu spät kommen

Kommt ein Karateka zu spät zum Training, oder erst nach Beginn des Angrußes, verneigt er sich wie oben erwähnt beim Betreten des Dojos und geht neben dem Eingang im Dojo in den Sei-za Sitz. Verneigt sich noch zweimal, einmal für den Sensei und einmal für die Karatekas die durch das Zuspätkommen gestört werden und wartet auf die Aufforderung des Sensei zur Teilnahme am Training.

Während des Trainings

Es gilt als unhöflich, sich zu unterhalten, während der Sensei etwas erklärt oder vorführt. Überhaupt sollten Privatgespräche auf die Trainingspause oder die gesellige Runde nach dem Training verschoben werden. Werden während des Trainings Partnerübungen gemacht, verbeugen sich die Karatekas vor Beginn und am Ende der Übung voreinander. Das nennt man Ritsu-rei und ist ein höflicher Gruß. Nach einem „Ritsu-rei” ist wohl auch selbstverständlich, daß unsere Techniken bei der Partnerübung zwar effizient aber keine „Knüppeltechniken” sein sollen. Geschicktes Ausweichen und ein Block mit der offenen Hand, der den Angreifer gezielt in eine andere Richtung führt, ist ebenso wirkungsvoll, wenn nicht sogar wirkungsvoller als ein Gewaltblock, der meist mit blauen Flecken auf Unterarmen oder schmerzhaft geprellten Gelenken endet. Solche Blocks sollten nur im Ernstfall verwendet werden. Auch sollten höher graduierte Karateas gegenüber denen die noch nicht so weit sind sehr rücksichtsvoll sein. Es bringt nichts, wenn beim Randori – der freien lockeren Kampfübung – ständig Anfänger von Fortgeschrittenen „vermöbelt” werden. Der eine lernt nichts, weil er keinen gleichwertigen Gegner hat und der andere nichts, weil er keine Chance hat.

Der Weg

Diese Zeremonien sind zwar sehr traditionell, aber trotzdem wichtig. Sie sollen Egoismus, Unbeherrschtheit und störende Gedanken, die den Karateka beim Lernen behindern würden, fernhalten und die Konzentration steigern. Da beim Karate die Techniken stets zu vitalen Punkten des Körpers, wie beispielsweise den Solar Plexus, gerichtet sind, können Karatekas die beim Training unkonzentriert oder unbeherrscht sind, für den Rest der Gruppe nicht ungefährlich sein. Wie schnell entstehen durch unkontrollierte Techniken schmerzhafte Verletzungen. Das ist schließlich nicht der Sinn unseres Karate-Trainings. Karatate ist nicht nur eine Schulung des Körpers sondern auch eine des Geistes. Wenn der Geist nicht mittrainiert, kann der Körper nicht lernen. Das Karate-Do, die Kunst des Fechtens mit der leeren Hand (Kara= leer ; te = Hand ; Do = Weg), ist kein Sport für Prügelknaben.
In diesem Sinne, HAJIME! (beginnt, kämpft)
„Yoi!” – Hachjidachi

Stellungen

Zenkutsu-Dachi

Zenkutsu-Dachi bedeutet Vorwärtsstellung, hierbei sind die Fersen etwa zwei schulterbreit auseinander, die Standbreite ist jedoch nur eine Schulter- bzw. Hüftbreite. Das vordere Bein ist stark gebeugt, so daß etwa 60 % des Körpergewichtes vom vorderen Bein aufgenommen wird. Der Fuß des vorderen Beines zeigt gerade (mit den Zehen) nach vorne. Das Schienbein steht senkrecht zu Boden. Das hintere Bein ist voll gestreckt und die Zehen des Fußes sind nach innen (vorn) gedreht, dabei muß die Ferse aber am Boden bleiben. Beim Zenkutsu-Dachi ist der Oberkörper aufrecht und das Becken im rechten Winkel zum vorderen Bein.

Kokutsu-Dachi

Kokutsu-Dachi ist im Karate die Rückwärtsstellung, die Fersen sind auch hier wieder, genau wie beim Zenkutsu-Dachi, zwei Schulterbreit voneinander entfernt. Die Standbreite ist jedoch gleich Null, die Fersen befinden sich auf einer Linie, im rechten Winkel zueinander. Die Zehen des vorderen Fußes zeigen nach vorne. Das vordere Bein ist nicht ganz gestreckt. Das hintere Bein ist dagegen stark gebeugt, das Knie nach außen ziehen und das Körpergewicht zu 70 % nach hinten bringen. Die Hüfte steht im 45-Grad-Winkel zum vorderen Bein.

Kiba-Dachi

Die Seitwärtstellung nennt man Kiba-Dachi. Beim Kiba-Dachi stehen die Füße parallel und zwei Schulterbreiten voneinander entfernt. Die Knie sind weit auseinander, so daß die Unterschenkel fast senkrecht zum Boden stehen. Das Becken wird in der Mitte mit Spannung nach vorne gedrückt.

Abwehrtechniken

Gedan-Barai Untere Abwehr

Der Gedan-Barai ist eine Abwehrtechnik gegen tiefe Angriffe (= untere Stufe). Der abwehrende Arm holt dabei von der gegenüberliegenden Schulter auf Höhe des Ohrs aus, der Handrücken zeigt dabei nach außen. Indem zuerst der Oberarm beschleunigt und dann der Unterarm peitschenartig nachgezogen wird, erhält diese Blocktechnik die Energie, um auch starke Fußtechniken abzuwehren. In der Endstellung zeigt der Handrücken nach oben. Die Faust ist dabei über dem Knie, jedoch leicht außen. Der Arm ist dabei fast ganz durchgestreckt, steht schräg vor dem Oberkörper und zeigt im Winkel von zirka 45° zum Boden. Der nicht abwehrende Arm wird als Gegenbewegung schnell und kräftig zurückgezogen, bis die Faust fest an der Hüfte ist.

Age-Uke Aufwärtsblock

Der Age-Uke wehrt Angriffe gegen den Kopf (= obere Stufe) ab. Während die Technik ausgeführt wird, kreuzen sich beide Arme etwa in Kinnhöhe Puls an Puls. Dabei ist der abwehrende Arm außen. In der Endstellung ist er über dem Kopf und die Kleinfingerseite der Faust zeigt nach oben; der Handrücken zur Stirn. Darauf achten, daß der ganze Unterarm dann ca. zwei Fausbreiten von der Stirn entfernt leicht schräg vor steht. Dabei ist die Faust zwangsläufig höher als der Ellenbogen. Der Oberarm ist nach vorne gerichtet. Wie beim Gedan-Barai wird auch hier der nicht abwehrende Arm stark zurückgezogen, bis die Faust fest an der Hüfte anliegt.

Soto-Uke Seitliche Abwehr von außen nach innen

Der Soto-Uke ist eine der beiden Standard-Techniken gegen Angriffe auf der mittleren Stufe. Er ist relativ stark und eignet sich daher auch gegen Fußtechniken, wie beispielsweise den Yoko-Geri. Wichtig: Dieser Block wird durch das Eindrehen der Hüfte noch stärker unterstützt als die anderen Abwehrtechniken. Zu Beginn wird die Faust von der Hüfte bis zum Ohr seitlich neben den Kopf gehoben. Dabei wird die Faustinnenseite nach außen gedreht und der Daumen zeigt nach vorne. Der Oberarm steht waagerecht, der Unterarm entweder senkrecht oder zum Ohr hin angewinkelt. Dann wird der Arm im Kreisbogen nach innen geführt und dabei halb gedreht, was der Technik die Kraft verleiht. In der Endstellung bilden Unter- und Oberarm einen 90-Grad-Winkel, der Ellenbogen ist eine Faustbreite von den Rippen entfernt; dabei sind Faust und Unterarm leicht nach innen geneigt. Der nicht abwehrende Arm wird zuerst weit nach vorne gestreckt, und dann sofort stark an die Hüfte zurückgerissen.

Uchi-Uke Seitliche Abwehr von innen nach außen

Dieses ist die zweite Standard-Abwehr auf mittlerer Stufe. Sie ist in der Anwendung meist nicht ganz so stark wie der Soto-Uke, kann dafür aber etwas schneller ausgeführt werden. Dadurch eignet sie sich gut gegen schnelle Fauststöße. Die peitschenartige Bewegung ist hier besonders wichtig. Wie bei allen Abwehrtechniken ist darauf zu achten, daß sie zusammen mit der Hüftdrehung ausgeführt wird, um überhaupt effektiv zu sein. Der abwehrende Arm holt weit unter dem anderen Arm aus – die Faust ist ganz unter der Achsel, der Daumen liegt am Körper an. Die nun folgende Bewegung ist recht komplex: Wir beschreiben sie in drei Schritten, obwohl sie eine einzigeschnelle Bewegung darstellt.

1. Der Ellenbogen wird ein kurzes Stück bis zur Körperseitenline scharf vorgezogen.

2. Dann kippt der Unterarm nach außen genau bis zur Körperaußenlinie ohne in sich gedreht zu werden. Wichtig: DerEllenbogen bleibt dabei auf der Stelle und ist Drehpunkt!

3. Erst ganz kurz, bevor die Unterarmbewegung zu Ende ist, werden Faust und Unterarm gedreht, so daß der Handrückenzum Schluß nach vorne zeigt. Die Blockfläche ist die „Handrückenseite” des Unterarms, leicht unterhalb des Handgelenks.

In der Endstellung zeigt der Daumen nach außen, Unter- und Oberarm bilden einen 90-Grad-Winkel. Die Faust steht zum Schluß wie beim Soto-Uke in Schulterhöhe. Auch hier wird der nicht abwehrende Arm stark zurückgezogen, bis dessen Faust an der (eingedrehten!) Hüfte ist.

Shuto-Uke Handkantenabwehr

Der Shuto-Uke sollte nur von geübten Karateka angewandt werden, da der Blockbereich sehr begrenzt ist und der Verteidiger somit sehr präzise blocken muß. Anders als die anderen Techniken wird diese Abwehr in der Grundschule im Kokutsu-Dachi und nicht im Zenkutsu-Dachi ausgeführt. Der abwehrende Arm holt mit offener Hand von der gegenüberliegenden Schulter aus. Die Handinnenfläche zeigt zum Ohr, der Ellenbogen steht vor der Brust. Dann wird zuerst der Ellenbogen und danach der Unterarm beschleunigt. Erst im letzten Moment dreht die Handkante nach außen. Unterarm und Oberarm bilden in der Endposition einen 90-Grad- Winkel mit den Fingerspitzen in Schulterhöhe. Der Ellenbogen schützt die kurzen Rippen. Der nicht abwehrende Arm wird zu Beginn nach vorne gestreckt (leicht nach unten weisend) – die offene Handinnenfläche weist zum Boden. Dann wird er stark zurückgerissen, wobei die Hand, deren Innenfläche jetzt nach oben zeigt, vorm Solarplexus arretiert wird.

Stoßtechniken

Choku-Zuki Fauststoß im Stand

Der Choku-zuki ist ein Fauststoß, der im Stand ausgeführt wird. Dabei ist ein Arm gestreckt, der Handrücken zeigt nach oben die Zeigefingerknöchel bilden eine Linie mit dem eigenen Solar Plexus. Der andere Arm befindet sich, mit dem Handrücken nach unten, an der Hüfte. Der Stoß wird gerade nach vorne ausgeführt, so daß der Ellenbogen am Körper bleibt. Sobald der Ellenbogen den Körper verläßt, beginnen beide Fäuste zu drehen; das Drehen erfolgt durch die Unterarme, dabei die Ellenbogen nicht nach außen drehen. Beide Arme bewegen sich beim Stoß gegenläufig. Beim Stoßen bleiben die Muskeln locker, weil nur durch unverkrampfte Techniken wirklich schnelle Bewegungen möglich sind. Erst im Moment der Arretierung (Brennpunkt, Kime) ist der Körper kurzzeitig angespannt, anschließend jedoch sofort wiederlocker. Die Endposition entspricht der Ausgangsposition mit gewechselten Armseiten.

Oi-Zuki Gleichseitiger Fauststoß

Oi-zuki bedeutet gleichseitig, gerader Fauststoß. Dieser Fauststoß wird mit einem Schritt zusammen ausgeführt. Die Bewegung der Arme ist genau wie beim Choku-zuki. Die stoßende Faust ist auf der gleichen Körperseite wie das vorrückende Bein, deshalb der Name “gleichseitiger, gerader Fauststoß (Oi-zuki)”. Die Stoßbewegung endet genau im selben Moment wie die Schrittbewegung. In der Endposition ist das hintere Bein ganz gestreckt, im Oberkörper muß sich eine Rückenspannung aufbauen, die Schultern bleiben parallel und nicht angehoben. Es treffen nur die Knöchel des Zeige- und Mittelfingers auf.

Gyaku-Zuki Gegenseitiger Fauststoß

Zu Beginn der Ausführung ist die Hüfte zirka 45 Grad ausgedreht. Das hintere Bein ist leicht gebeugt. Beim ersten Impuls wird das hintere Bein gestreckt und im Zweiten die Hüfte nach vorn eingedreht. Drehpunkt ist dabei das vordere Hüftgelenk. Noch während der Hüftdrehung stößt die hintere Faust (3. Impuls) und die vordere Faust wird schnell zurückgezogen. Diese drei Bewegungen enden synchron. Dabei arretiert die Hüfte etwas weiter als normal eingedreht. Die Schultern bleiben parallel. Der hintere Fuß drückt fest auf den Boden.

Fußtechniken

Mae-Geri Gerader Fußstoß

Der Mae-Geri ist der schnellste Fußstoß und bei guter Ausführung nur schwer abzuwehren. Der Angreifer kann mit ihm auch größere Distanzen überbrücken. Das hintere Knie wird mit Hüfteinsatz blitzartig zur Brust gezogen. Das Knie ist dabei höher als der Auftreffpunkt. Der Fuß ist angezogen, so daß der Ballen nach vorne zeigt. Dann schnappt der Unterschenkel aus dem Kniegelenk nach vorn; gleichzeitig wird der Fußballen in den Gegner gestoßen. Dabei wird das Knie leicht abgesenkt. Es muß darauf geachtet werden, daß die Ferse des Standbeins nicht vom Boden abhebt. Das stoßende Bein wird nie ganz durchgestreckt. Sofort wird der Fuß wieder bis an den Oberschenkel zurückgezogen; das Knie „fällt” dabei nicht nach unten! Zuletzt nach vorne absetzen und wieder sicher stehen!

Mawashi-Geri Halbkreisfußtritt

Da der Mawashi-Geri den Gegner an der Seite trifft, ist er schwerer vorhersehbar, als andere Fußtechniken. In der Startphase wird das hintere Bein seitlich angewinkelt hochgezogen. Dabei ist der Fuß angewinkelt und die Zehen angespannt. Knie, Unterschenkel und Fuß befinden sich dann auf gleicher Höhe. Anschließend wird der Körper auf der Ferse des Standbeins um 90° gedreht, so daß das Knie des stoßenden Beins jetzt zum Gegner zeigt. In diesem Moment schnappt der Unterschenkel aus dem Knie hervor und der Fußballen trifft das Ziel von der Seite. Bitte beachten, daß dabei das Knie nicht ganz durchgedrückt wird, um Schäden im Gelenk zu vermeiden. Das Bein bleibt stets unter Spannung. Nach dem Auftreffen wird der Unterschenkel wieder zurückgeschnappt – dabei dreht die Hüfte wieder leicht zurück, das Bein bleibt noch angewinkelt. Abschließend wird nach vorne abgesetzt. Um Verletzungen zu vermeiden, darf der Mawashi- Geri im Randori (= lockerer Übungsfreikampf) und Kumite (= Wettkampf) jedoch nur mit dem Fußrücken, nicht mit dem Ballen getreten werden!

Yoko-Geri Kekomi Seitwärtsfußstoß, gedrückt

Diese Technik ist sehr stark. Das Bein wird seitlich vor dem Körper angewinkelt – die Fußkante zeigt zum Boden. Dann wird das Knie nach innen gezogen und der Fuß nach außen geneigt. Das Bein wird geradlinig aus der Hüfte stark ins Ziel (chudan = mittlere Stufe) gedrückt. Es arretiert kurz im Ziel, der Fuß trifft mit der Fußkante in der Nähe seiner Ferse auf. Anschließend wird das Bein wieder in seine Ausgangsposition zurückgezogen, bevor es nach vorne hin abgesetzt wird.

Yoko-Geri Keage Seitwärtsfußstoß, geschnappt

Dieser Fußtritt ist etwas schneller als die Kekomi-Variante, aber nur gegen Jodan (= obere Stufe) effektiv. Wie zuvor wird das Bein seitlich vor dem Körper angewinkelt, ebenfalls in seitlicher Stellung zum Ziel. Der Fuß ist auch hier angewinkelt, die Fußkante zeigt zum Boden und die Fußfläche zum Knie. In einem Kreisbogen wird der Fuß dann nach vorne geschnappt. Dabei trifft der Fuß mit seiner Kante in der Nähe der Ferse auf, wird jedoch sofort wieder in die Ausgangsposition zurückgeschnappt, d.h. nicht arretiert. Nach vorne hin absetzen.

Ushiro-Geri Rückwärtsfußstoß

Der Ausgangspunkt ist der Zenkutsu-Dachi. Das Becken wird in der Anfangsphase gedreht, so daß sich der Rücken dem Gegner zuwendet. Der Blick bleibt beim Gegner. Während die Hüfte weiterdreht (ca. 30°), wird das vordere Bein bis ans hintere herangezogen. Es erfolgt der Blickwechsel über die andere Schulter. Die Hüften bleiben jetzt fixiert. Anschließend wird das tretende Bein leicht angewinkelt um dann gerade nach hinten zu treten. Die Ferse trifft auf, die Zehen zeigen zum Boden. Der Blick geht weiterhin zum Ziel, während das Bein nach dem Tritt wieder zurückgezogen wird. Abschließend dreht man sich erneut auf dem Standbein um 180° und setzt im Zenkutsu-Dachi ab. Dieser Tritt ist sehr schwer auszuführen, da er ein hohes Gleichgewichtsgefühl und Körperkoordination erfordert. Richtig angewandt ist er enorm stark und schwer abzuwehren. Da man dem Gegner für kurze Zeit den Rücken zuwendet, muß der Tritt sehr schnell ausgeführt werden, um einen Gegenangriff in den Rücken zu vermeiden. Der Ushiro-Geri sollte im Randori (= freier Kampf) nur von fortgeschrittenen Karateka angewandt werden.

Beschreibung der Formen im Kumite

GOHON KUMITE

Beide Partner stehen sich im SHIZENTAI gegenüber und grüßen im Stand. Der Angreifer findet durch Ausstrecken beider Arme mit den Fäusten die richtige Distanz in der gewählten Angriffsstufe. Einnehmen der Ausgangsstellung ZENKUTSUDACHI, rechter Fuß zurück mit Gedan-Barai. Ansagen der Angriffsstufe. Fünfmaliger Angriff; den letzten Angriff mit Kiai; Der Verteidiger ist fünfmal mit der Abwehr zurückgegangen. Nach der fünften Abwehr kontert er mit Kiai. Der Verteidiger setzt den hinteren Fuß vor in Shizentai, der Angreifer geht in Shizentai zurück.. Das Gleiche von der anderen Seite und danach mit der anderen Angriffsstufe. Die Übung wird durch Gruß im Stand beendet.

SANBON KUMITE

Wie GOHON KUMITE, allerdings mit drei Angriffen

KIHON IPPON KUMITE

Beide Partner stehen sich im SHIZENTAI gegenüber und grüßen sich im Stand an. Durch Ausstrecken beider Arme findet der Angreifer die richtige Distanz in der gewählten Angriffsstufe. Einnehmen der Ausgangsstellung ZENKUTSU-DACHI rechts bzw. links zurück mit Gedan-Barai (Fußangriffe aus Chudan Kamae). Ansagen der Angriffsstufe, (2-3 Sek. Konzentration). Einmaliger Angriff mit Kiai. Nach Zanshin (2-3 Sek.) Rückkehr in Shizentai und erneuter Beginn des oben stehenden Vorgangs. Die Übung wird durch Gruß im Stand beendet.

KAESHI IPPON KUMITE

Beide Partner stehen in Zenkutsu-Dachi in Chudan-Kamae. Tori greift mit der ersten Technik an, Uke geht einen Schritt mit Abwehr zurück; anschließend greift Uke selbst mit einem ganzen Schritt mit einer neuen Technik an. Tori (jetzt als Verteidiger) geht mit einer Abwehr zurück und punktet mit Gegenangriff.

JIYU IPPON KUMITE

Das JIYU-IPPON-KUMITE ist die letzte Stufe vor dem Jiyu Kumite (freier Kampf). Daher hängt die Ausführung davon ab, inwieweit sich der Karateka vom KIHON-IPPON-KUMITE zum freien Kampf entwickelt hat. Je weniger er den freien Kampf beherrscht, desto formaler sollte der Ablauf des JIYU-IPPON KUMITE gezeigt werden. Grundsätzlich gilt: Sinnvolles Bewegen des Angreifers vor dem Angriff ist erwünscht, um sich eine Gelegenheit zum Angriff zu erarbeiten. Dabei muß der Verteidiger die Angriffsfläche freigeben. Der Verteidiger soll vor dem Angriff so wenig wie möglich zurückweichen, um dem Angreifer die Einnahme des gewünschten Abstands zu ermöglichen. Der Angriff soll stehen gelassen werden, um einen korrekten Gegenangriff zu ermöglichen. Der Gegenangriff muß zurückgeschnappt werden! Nach dem Gegenangriff wahren beide Partner Zanshin durch Auseinanderrücken und Einnehmen von Chudan Kamae, bevor sie in die neue Ausgangsstellung zurückkehren. Der Angreifer soll zeigen, daß er den Verteidiger ohne dessen Abwehr hätte ernsthaft gefährden können. Der Verteidiger muß dem Angriff standhalten können und hat in seinem Gegenangriff eine hohe Effektivität und ein Höchstmaß an Kontrolle zu zeigen, da der Angreifer den Gegenangriff nicht abwehrt. De-Ai-Techniken, d.h. Kontertechniken, die gleichzeitig mit der Technik des Angreifers ausgeführt werden, sind im Prüfungskumite nicht erwünscht.

JIYU KUMITE

Im JIYU KUMITE der Prüfung soll der Kämpfer demonstrieren, daß er sich mit den gelernten Techniken frei bewegen und diese ohne eigene oder die Gefährdung des Gegners anwenden kann. Dabei ist unerheblich, wer den Prüfungskampf “gewinnt”. Sinnvolle Kampfhaltung, richtiges Abstandsgefühl, insbesondere für die ausgeführten Techniken, Erkennen und Ergreifen von “Gelegenheiten”, die Fähigkeit einen “Ippon” (Kampfpunkt) zu erreichen, Konditionsstärke und nicht zuletzt Fairneß sind Kriterien des Jiyu Kumite.

Aussprache der japanischen Wörter

Der Aussprache liegt die englische Schreibweise zugrunde. Grundsätzlich werden sie so ausgesprochen, wie sie geschrieben sind, ohne besondere Betonung. Dabei wird z. B. ein

ch wie tsch “Tschad”

j wie dsch “Germany”

s wie ss “Haß”

sh wie sch “schade”

r wie ein rollendes r

y wie j “Jordan”

z wie s “Sand” ausgesprochen.

Umlaute wie ai, ae, ei und ue werden wie zwei Vokale ausgesprochen. Das u wird häufig verschluckt, wie z.B. in Oi-Zuki (gesprochen: “Oisski”) oder Shuto (gesprochen: “Schto”)

Japanische Fachausdrücke Karate

A
Age-Ukeobere Abwehr
Age-Zukihebender Fauststoß
Ashi-BaraiFußfeger
B
Bunkaipraktische Anwendung der Techniken einer Kata mit einem Partner
C
Choku-Zukigerader Fauststoß
Chudanmittlere Stufe (Oberkörper bis Gürtellinie)
D
DE-AIKontertechnik des Verteidigers gleichzeitig mit dem Angriff
DOder Weg, Übungen zur Erweiterung der geistigen und charakterlichen Fähigkeiten
DojoTrainingsort für Budo-Künste
E
EmpiEllbogen
Empi-UchiEllbogenschlag
Empi-UkeEllbogenabwehr
F
Fumikomi-AshiStampfschritt
G
GaiwanArmaußenseite
Gedanuntere Stufe (von der Gürtellinie abwärts)
Gedan-BaraiFegeabwehr untere Stufe
Gofünf
Gohon-KumitePartnerübung mit fünfmaligem Angriff
Gyakuseitenverkehrt zum vorderen Fuß
Gyaku-ZukiGegenfauststoß (z.B. linker Fuß vorne, rechts Zuki)
H
Hachiacht
HaishuHandrücken
HaitoHandinnenkante
HaiwanArmoberseite
HajimeFangt an!
Hangetsu-DachiHalbmond"- Stellung
Hanmihalb abgedrehte Hüfte
Happo-KumiteKampfübungen gegen mehrere Gegner (i.d.R. im Kreis)
HaraBauch, Körpermitte, geistiges und körperliches Zentrum des Menschen
Heisoku-DachiStellung mit geschlossenen Füßen
Hidarilinks
HizaKnie
I
Ichieins
Ipponeins, ein Punkt
Ippon-KenFaust mit einem (hervortretenden) Knöchel
Ippon-KumiteKampfübung mit einem Angriff
J
Jiyufrei
Jiyu-Kumitefreier Kampf
Jiyu Ippon Kumitefreies einmaliges Angreifen
Jodanobere Stufe (Kopf und Hals)
Juzehn
Juji-UkeX-Abwehr
K
KaeshiIppon Kumite Kampfübung mit wechselseitigem einmaligem Angreifen zweier Gegner
Kagi-ZukiHakenstoß
Kai-Ashinormaler Schritt
KakatoFerse
KamaeAusgangsstellung
KaratekaKaratetreibender (eigentlich Experte)
Karate-GiKarateanzug
KataForm (i.d.R. festgelegtes Kampfritual), auch: Schulter, eins
Keagezurückschnappender Fußstoß
Kekomiarretierter Fußstoß
KeriFußstoß (In der Kombination Geri geschrieben)
KiaiKampfschrei (s. Kime)
Kiba-DachiSeitwärtsstellung
KihonGrundschule
KimeBrennpunkt der körperlichen und geistigen Kraft in der Technik
Kizami-ZukiPrellstoß mit dem vorderen Arm
Kokutsu-DachiRückwärtsstellung
Kuneun
KumiteKampfübungen mit Partner
M
Maegerade
Mae-Ashi-Gerigerader Fußtritt mit dem vorderen Bein
Mae-Empiwaagerechter Ellbogenstoß nach vorn Mae-Geri gerader Fußtritt mit dem hinteren Bein
MakiwaraSchlagpfosten
Mawashi-GeriKreisfußtritt
MawateWendung
Migirechts
Mikazuki-GeriSichelfußtritt im Halbkreis
MokuzoKonzentration, "Nicht-Denken" vor dem Training
Morote-Uchi-Ude-Ukezweiarmige Abwehr mittlerer Stufe von innen Musubi-Dachi
??Stellungmit V-förmig geschlossenenFüßen

 

TSV Wacken Logo Header